Historisches Wappen
Historisches Wappen
Vereinsfahne
Vereinsfahne

Aus der Chronik unserer Schützengesellschaft

Den Anfang unserer heutigen Schützengesellschaft finden wir in der Vereinigung
von über hundert wehrhaften Männern und Burschen in der Communal Garde, die
am 13. Mai 1848 gegründet wurde. Die Mitglieder schafften sich eine Fahne sowie
eine Trommel an. Diese Trommel kaufte man mit allem, was dazu gehörte, in
Weimar, und die Fahne konnte durch freiwillige Beiträge der "Weiber und Mädchen
erbracht werden" (lt. Chronik von Beyer/Althaus)

Das erste Scheibenschießen der Communal Garde fand am 09. Juli 1848 statt, zu
dem auch die Großneuhäuser Communal Garde eingeladen war. Im Laufe der
Jahre entwickelte sich das Scheibenschießen zu einem festen Bestandteil im
Leben unserer kleinen Ortschaft. Nur durch schlechte Ernten hervorgerufene
Notjahre und ungünstige politische Verhältnisse konnte die alljährliche Gestaltung
des Festes unterbrochen werden. Ansonsten fand das Scheibenschießen immer
an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Juli statt (Sonntag, Montag, Dienstag). 

Am ersten Tag erfolgte der große Aufmarsch der Schützen durch das Dorf. Der
zweite Tag hatte das Preisschießen als Höhepunkt und am dritten Tag kamen die
Kinder zu ihrem Recht.

Es wurde ein großes Kinderfest gefeiert, das in einem Umzug seine Krönung fand.

Von der Communal Garde wurde eigens für den Schießstand anlässlich des
Scheibenschießens ein Stück Land erworben (heutiges Grundstück der Familien
Körper und Hocksch an der Vogelsberger Straße), das man aber jährlich zu
Erntezwecken verpachtete.

1862 erhielt die gesamte Communal Garde einheitliche Kleidung

Im Jahre 1877 schenkte Karl Starke der Schützengesellschaft eine Kanone, die
man von nun an bei besonderen feierlichen Anlässen zum Salutschießen nutzte.
Diese Kanone befindet sich nach umfangreicher Restauration auch heute noch im
Besitz der Schützengesellschaft.

1887 wurden neue Trommeln und 1894 neue Waffen (Hirschfänger) gekauft 1898
konnte die Schützengesellschaft schon ihr 50jähriges Bestehen feiern. Dann, nach
62 Jahren (1910), machte sich die Neuanschaffung bzw. die Restaurierung der
Fahne erforderlich. Das kostete die Schützengesellschaft 350,

Im gleichen Jahr erhielten alle Schützenmitglieder, die einen Offiziersrang inne
hatten, neue Hüte mit einer Feder daran.

Auch damals wurde schon an die Zukunft gedacht und somit beschloss die
Schützengesellschaft 1912 erstmals, den erwirtschafteten Überschuss an Kapital
gewinnbringend bei der Sparkasse anzulegen.

Danach folgten einige Jahre, in denen nicht auf die Scheiben sondern in den Schützengräben geschossen wurde.

Einige Schützenmitglieder mußten dabei ihr Leben lassen. Zu Ehren der Gefal-
lenen des 1. Weltkrieges aus unserem Ort errichtete die Gemeinde 1922 ein
Denkmal, woran sich die Schützengesellschaft beteiligte.

Ab dem Jahr 1925 machte es sich die Gesellschaft zur Tradition, alljährlich beim
großen Aufmarsch mit einer Ehrenbezeugung am Denkmal vorbeizumarschieren.

1923 beging unsere Schützengesellschaft ihr 75jähriges Vereinsjubiläum, woran
auch andere Schützengesellschaften teilnahmen, mit denen man freundschaftliche
Verbindungen pflegte, wie z. B. die Schützengesellschaften aus Großneuhausen,
Buttstädt und Kölleda.

Um die Ausrüstung der Schützenbrüder zu vervollständigen und zu erneuern,
erhielten alle Mitglieder im Jahre 1924 neue Vereinsabzeichen, und es wurden
neue Büchsen angeschafft. Im gleichen Jahr noch beschloss man, einen neuen
Schießstand zu bauen, womit im darauffolgenden Jahr begonnen wurde. Seine
Überdachung erhielt der Schießstand 1930.

1927 hielten die Schützen erstmals einen Königsball zu Ehren ihres Schützen-
königs ab. Die Schützenbrüder dachten bei ihren Feierlichkeiten und Schützen-
festen nicht nur an sich, sondern es wurde zum Beispiel 1936 zu Gunsten des
Winterhilfswerks von der damals sogenannten Kompanie ein Opferschießen
durchgeführt, dessen Erlös den ärmsten der Armen zugute kam.

Auch 1939 vergnügten sich alle beim traditionellen Scheibenschießen. Zu diesem
Zeitpunkt ahnte natürlich noch niemand, daß dies für viele Jahre das letzte
Schützenfest sein sollte, das in Kleinneuhausen gefeiert wurde. Der Krieg
beendete vorerst die langjährige Tradition.

Sabine Handschke

Nach dem II. Weltkrieg wurde die Schützenvereinigung im östlichen Sektor
Deutschlands verboten. Die Erinnerung an die SG 1848 ruhte nur noch vereinzelt in
den "Veteranen der alten Garde" und deren Angehörigen. So wußten nur noch
wenige Einwohner von der einstigen Existenz der Gesellschaft, was durch das
System begründet war.

1989 kam es zur Wende - nicht nur in der gesellschaftlichen Entwicklung des
Staates, sondern auch in unserer kleinen Gemeinde. Viele Stunden wurden
verbracht, um die Geschichte und Entwicklung der SG 1848 zu studieren. Die
schnelle Neugründung 1990 verdanken wir nicht nur dem optimistischen Fleiß
mancher Mitglieder sondern auch unseren Freunden von der SG 1744
Mannheim e.V., die uns mit viel Engagement und Hilfsbereitschaft auf die
Beine halfen und zeigten, was möglich ist.

An einem historischen Tag, dem 1.Juli 1990 - dem Tag der deutschen Währungs-
union, wo ringsherum alle öffentlichen Feste abgesagt wurden, feierten wir
Kleinneuhäuser ganz mutig unser 1. Schützenfest. Unser Mut wurde belohnt.
Die Jahre gingen ins Land. Jedes Jahr wurden das traditionelle Schützenfest und
andere Höhepunkte gefeiert. 1994 konnten wir uns über die hart ersparte, neue
Fahne freuen.

Nach der Fahne stand das nächste Ziel auf dem Programm: der Schießstand.
Nach vielen Monaten Bürokratie von Antrag bis Genehmigung konnte 1996 mit
dem Bau begonnen werden:

Neben all dem stehen die aktive Teilnahme und Durchführung von diversen
Wettkämpfen in Kreis und Landesebene sowie die Förderung der Jugend auf dem
Programm. All dies ist unseren Sponsoren, der Gemeinde und nicht zuletzt allen
Schützen der SG 1848 zu verdanken, ohne deren Hilfe so manch Vorhaben
geplatzt wäre.


Armin Becker